Als die Herrenmannschaft vor einigen Jahren neu aufgebaut wurde, entwarf der damalige und heutige HC der Südberliner dazu einen Plan. Dieser klang erst sehr allgemein und wurde jedes Jahr abgeglichen und mit genaueren Zielen für das folgende Jahr versehen. So kam dann auch u.a. die Weiterqualifizierung zum Fitnesstrainer zustande und dadurch Kontakte in diese Szene und Branche. Nach dem, wie üblich für Außenstehende, überraschenden Klassenerhalt der Blauen in 2018, erbat der sportlich Verantwortliche die Freigabe für weitere Mittel im Trainerbereich. Aber eben nicht nur 2 weitere lizensierte und erfahrene Footballtrainer wurden verpflichtet, sondern auch eine Trainerin, die den Bereich der Mobilität qualifiziert betreuen sollte. Nach der gewohnt eigenwilligen Suchmethode gab es dann eine Teststunde, bei der sich beide Seiten dann begutachten konnten.
THB: Coach Bobo, wie bist Du auf Syna gekommen?
Bobo: Ich habe nach jemandem gesucht, der sehr vielseitig unterwegs ist und Bewegung an sich und nicht auf eine Sportart bezogen vermitteln kann, denn die meiste Zeit sind unsere Spieler eben Arbeitnehmer und Studenten und nicht sportlich unterwegs. Der Alltag ist von vielen einseitigen Bewegungsmustern, mit all ihren Nachteilen, geprägt. In diesem Feld bin ich nicht ausreichend qualifiziert, um am lebenden Objekt, sprich unseren Spielern, sicher arbeiten zu können. Daher die Suche nach jemanden, der es ist. Am Ende war es aber dann auch ein bisschen Zufall und Glück, die uns dann so schnell zusammengeführt hat. Ich habe in Ihrem McFit Stammstudio mit einem Spieler trainiert und ihre Karte mitgenommen. Da ich sie zu diesem Zeitpunkt schon auf der Liste hatte, ging dann alles schnell und unkompliziert.
THB: Du bist als Freie Personal Trainerin bei McFit?
Syna: Ich bin freiberufliche Personal Trainerin und an kein Fitnessstudio gebunden. Abhängig von den Wünschen meiner Klienten, trainieren wir entweder in unterschiedlichen Gyms (McFit ist eines davon), draußen, zuhause oder im Unternehmen.
THB: Coach Syna, wie war dieses "gefunden" werden für Dich, was hast Du gedacht, ein Footballteam zu trainieren?
Syna: Für mich kam Coach Bobos Anfrage sehr überraschend. Seit fast 20 Jahren arbeite ich nur mit Privatkunden oder Kleingruppen und dann gleich 30 bis 40 Jungs zu trainieren und in Schach halten zu müssen, sah ich für mich als neue Herausforderung. Vor allem ist die Vorbereitung jeder einzelnen Trainingseinheit für eine solch große Gruppe mit unterschiedlichen Niveaus recht komplex, da jeder einzelne seine Leistung verbessern soll und es auch nie langweilig werden darf. Anfangs habe ich mir natürlich auch die Frage gestellt, wie ich mich als Frau und weibliche Trainerin bei so vielen Männern "auf einem Haufen" durchsetzen kann. Für das erste gemeinsame Training hatte ich mich auch schon auf ein „Haifischbecken“ vorbereitet und ich war positiv überrascht, wie gut das Training und ich als Person angenommen wurden. Für mich ist Vereinssport eine völlig neue Erfahrung und ich bin sehr froh, dass ich die Chance bekommen habe, diese Herausforderung annehmen zu dürfen. Es macht unheimlich viel Spaß mit den Footballern zu arbeiten und ich freue mich auf jede neue Trainingseinheit.
THB: Coach Bobo, im Football kennst Du Dich aus, wie ist das jetzt mit einem Coach, der nicht direkt zum Trainerstaff gehört?
Bobo: Hart gesagt, wir nutzen die Erfahrung von Coach Syna, welche sie als Dienstleistung anbietet, aus. Den Transfer stelle ich sicher, indem ich mir die Einheiten genau ansehe, teilweise auf Video aufzeichne und entsprechend nachbewerte. Sie ist dabei ein echter Profi, so dass wir dabei natürlich auf allen Ebenen dazulernen.
THB: Coach Syna, wie bist Du von den Männern und den Jugendspielern angenommen worden, ziehen wirklich alle mit?
Syna: Es ist eine tolle Zusammenarbeit und die meisten sind wirklich sehr motiviert. Natürlich gibt es immer den ein oder anderen, der das gewohnte Footballtraining bevorzugt, aber jeder Einzelne nimmt auf jeden Fall etwas für sich mit. Da das Training mit mir völlig anders gestaltet ist als das, was die Footballer gewohnt sind und ich sie durch unterschiedliche Übungen quasi zwinge, aus ihren gewohnten Bewegungsmustern auszutreten, war das Training anfangs für die meisten wohl etwas merkwürdig. Ich glaube, für die Mehrheit war es anfangs nicht einfach, sich auf diese „komischen“ Übungen einzulassen. Sie hielten sich alle etwas zurück und tasteten sich nur vorsichtig an die neuen Bewegungen heran. Mir ist nicht nur wichtig, dass die Jungs etwas lernen und ihre Beweglichkeit und Leistung verbessern, sondern dass sie sich auch bei den unterschiedlichen Aufgaben wohlfühlen und selbst merken, dass ihnen diese Art von Training (mit u.a. Elementen aus dem Ballett, Pilates, Contemporary Dance, …) etwas bringt. Deshalb habe ich versucht die ersten gemeinsamen Trainingseinheiten recht spielerisch zu gestalten und den Spaßfaktor nicht außer Acht zu lassen. Ich war wirklich sehr positiv überrascht zu sehen, wie in kürzester Zeit jeder einzelne Athlet sichtbare Fortschritte machte, beweglicher und stärker wurde und sich die Körperwahrnehmung bei allen verbessert hatte.
Bobo: Es ist trotz allem eine normale Trainingssituation, sprich Arbeit, persönliche Auszeiten usw. spielen auch hier eine Rolle in der Trainingsbeteiligung des Einzelnen. Eben wie beim normalen Training auch.
THB: Wie würdest Du den Leistungsstand der Männerspieler beschreiben, im Vergleich zur A-Jugend? Und wie erklärst Du Dir die Unterschiede?
Syna: Leider befinden wir uns in einer Gesellschaft mit zunehmender Digitalisierung, die uns alles Mögliche abnehmen möchte, inklusive der Bewegung. Die heutige Jugend ist es von klein auf nicht anders gewohnt, als hauptsächlich vor dem Computer oder vor dem Handy zu sitzen. Bis vor 15 oder 20 Jahren war das undenkbar und die Kinder und Jugendlichen mussten sich halt anders beschäftigen. Wir sind damals rumgerannt, auf Bäume geklettert, haben uns gerauft, sind mit BMX-Rädern über selbstgebaute Sprungschanzen gebrettert und dabei auch oft hingefallen. Aber all diese Erfahrungen haben uns das Grundlegendste gelehrt: unseren Körper zu nutzen und uns zu bewegen. Diese Art von Spielen ist leider total verloren gegangen und wurde durch Smartphones ersetzt, mit denen schon Kleinkinder beschäftigt werden und die teilweise sogar besser wissen als ich, wie man diese Dinger bedient. Es ist traurig sagen zu müssen, dass sich die heutige Lebensweise leider auch im Leistungsstand bemerkbar macht. Natürlich kann man nicht alle über einen Kamm scheren, aber generell merkt man schon, dass die Männer noch aus dieser „alten Generation“ stammen. Sie haben eine bessere allgemeine Fitness und eine bessere Körperwahrnehmung im Vergleich zur A-Jugend, wodurch sie neue und komplexe Bewegungsmuster viel schneller erlernen.
THB: Coach Bobo, warum macht eigentlich die B-Jugend nicht auch bei diesem Training mit?
Bobo: Im Moment arbeite ich mit der B-Jugend erst einmal die motorischen Defizite auf, die durch ihren Schulalltag, ihr Freizeitverhalten und die Nutzung der Handys entstanden sind. Dort gibt es große Fortschritte zu beobachten, aber sie sind noch nicht in dem Bereich angekommen, dass sie ein Training von Syna optimal für sich nutzen könnten.
THB: Was steht jetzt in den nächsten Wochen an, immerhin geht die Saison ja in 16 Wochen los?
Bobo: Alles ganz normal, lediglich werden in diesem Jahr die Studiopläne besser als im letzten Jahr mit dem Schnelligkeitstraining und dem Krafttraining abgestimmt und daher haben wir auch das Training mit Coach Syna verlängert.
THB: Coach Syna, was ist Deine Aufgabe dabei? Kann man das in der Halle umsetzen?
Syna: Die Halle ist sehr gut ausgestattet und optimal geeignet, um das Training sehr vielseitig gestalten zu können. Bisher haben wir den Fokus hauptsächlich auf Beweglichkeit und Koordination gelegt, wobei Matten, Sprossenwände, Turnerringe und Kleingeräte zum Einsatz gekommen sind. In den nächsten Wochen werden wir zusätzlich Kraft- und Schnelligkeitstraining integrieren, wofür uns das nötige Equipment bereits zur Verfügung steht.
Bobo: Dazu kommen unsere ganz normalen Inhalte aus dem AF, wie sie zu der Zeit der Vorbereitung üblich sind.
THB: Coach Syna, Coach Bobo, danke für Eure Zeit und weiter viel Spaß mit den THB-Spielern.
Text Martin Lutzke, Syna Gensterblum, Christian Martens - 05.02.2019
Bilder © Christian Martens
Der Superbowl ist nun vorbei, alle die gern mal den Sport oder auch nur die Berlin Thunderbirds kennen lernen möchten, haben an jedem Mittwoch dazu die Gelegenheit. Der ideale Zeitpunkt für Neueinsteiger, Querschiesser und Wiederkehrer diesen Sport kennenzulernen.
Jeden Mittwoch -B-Jugend ab 18 Uhr, A-Jugend ab 19 Uhr , Training mit Coach Syna ab 19:30 Uhr ( Männer und Jugend).
Wo: Sporthalle an der Hertabrücke, Hertastraße 1B in 12051 Berlin