Abstiegskampf und Abstiegskrampf am Wochenende

Mit 34 Akteuren reisten die Thunderbirds zu ihrem vorletzten Spiel der Regionalligasaison nach Leipzig, um dort von 35 Lions, die "mit fletschenden Zähnen" auf den "Uffsteija" (sächsisch für Liganachrücker) warteten, um das Resultat (34:3 für die Thunderbirds) aus dem Hinspiel, die übelste Niederlage der Sachsen bis heute, zu "korrigieren".

Die Zielreihenfolge war also klar für beide Teams, durch die Tabellensituation definiert. Eine Niederlage für die Lions und die rote Laterne würde in Sachsen überwintern, eine für die Thunderbirds (in entsprechender Höhe) würde ihnen diese bescheren. Es musste also ein Sieg für die Lions mit einer Differenz von mehr als 31 Punkten her, entsprechend war also klar, dass die Leipziger auf Punktejagd gehen würden, zumindest wurde dies so erwartet, während die, dieses Mal in weiß spielenden Hauptstadtvögel, voll auf Uhrzeitkontrolle ausgerichtet waren.

Einen Naturrasenplatz in diesem Sommer in Form zu halten ist quasi unmöglich, die Lions gaben sich viel Mühe und so konnte also größtenteils tatsächlich auf einer grünen Rasenfläche gespielt werden. Insgesamt hätte dieses Spiel mehr als die etwa 70 Zuschauer verdient, schon die Cheerleader der Lions, welche eine Halbzeit-Show-Einlage lieferten, wären es wert gewesen.

Da die Kabine weit weit weg war, blieben die Thunderbirds einfach in der Teamzone und sahen sich die Halbzeitshow der "Lionnetts" an und applaudierten ob der gelungenen Darbietung.

Die Schiedsrichterleistung war sehr gut, ließ man unnötige Flaggen doch stecken, alles Persönliche wurde aber von Anfang an konsequent "honoriert" und so spielten beide Teams dann doch über weite Strecken einen guten Ball für ein Kellerduell. Die Zeit kam unaufgefordert an die Sideline und jede mögliche Unterbrechung wurde für allgemeine Wasserpausen freigegeben und auch genutzt. Die Refs waren also kein Faktor in diesem Spiel, aber Faktoren gab es einige... Auch diese Schiedsrichterleistung gliedert sich in die positiven Erfahrungen in der Regionalliga Heim und Auswärts mit ein.

Beide Teams spielten mit Rookie-QB´s, hier ist die größere Anzahl der vollständigen Pässe bei den Hausherren gewesen, aber eben auch die höhere Anzahl an Interceptions (Lions 4/THB 1), während die höhere Anzahl an TD-Pässen zum ersten Mal bei den THB lag. Zu erwähnen ist hier besonders die Interception der THB in der Endzone.

Wenn Offense und Defense fast gleich zu bewerten sind, bzw. gleiche Produktivität zeigen, sind es oft die Special-Teams, die Spiele entscheiden... Da hatten die Thunderbirds bisher eher das Nachsehen... 1-Punkt-Niederlage in Magdeburg durch eine Conversion und 2-Punkte Niederlage durch ein FG gegen die Berlin Rebels. Die Lions dagegen konnten bei ihrem einzigen Heimsieg bisher von einem zu kurzem Kick, nach einer Strafe, beim EP der Berlin Rebels 2, profitieren und gewannen dieses Spiel mit 14:13. In diesem Spiel lagen Licht und Schatten bei beiden Teams wieder sehr dicht beieinander.... So konnten die Leipziger zwar einen Punt-Return TD machen, aber diesmal waren sie es, die nach einem schlechten Snap keinen Kick zustande brachten.

Beim Versuch, den Ball dann doch noch in die Endzone zu bringen bzw. zu werfen, landete dieser aber einfach auf dem Boden.

Also nach all den knappen Niederlagen der Donnervögel endlich mal ein Break und ein Sieg in Leipzig.

Aber der Reihe nach:

  • Das erste Qtr. war geprägt von den Versuchen der Lions, zu punkten und der Spielweise der Gäste, die Zeit von der Uhr zu bekommen. Leipzig Null Punkte, aber schon die erste Interception, beide Teams mit guten Drives und 3-5 first downs in Serie, die Seiten wurden aber nach knapp 20 Minuten bereits das erste Mal gewechselt. Vorsichtiges Abtasten, keiner wollte das Spiel zu früh aus den Händen geben... 0 zu 0...

  • Im zweiten Spielabschnitt nahm die Lions-Offense dann Fahrt auf, nach dem der bis dahin spielbestimmende HB der Gäste mit einer Knöchelverletzung das Spiel vorzeitig beenden musste. Die gute Mischung von Lauf und Passspielzügen brachte dann die zu diesem Zeitpunkt verdiente Führung der Hausherren durch einen kurzen TD-Lauf ihres überzeugenden HB. Jetzt antwortete die Offense der Gäste zum ersten Mal mit einer Serie von kurzen Pässen und nach 4 verpassten Tackles der Leipziger Rückraumverteidiger, konnte ein kurzer Pass in ein Big-Play, sprich einen TD verwandelt werden. Ungewöhnlich für die Thunderbirds, der Extrapunkt wurde gut gesnapt, gut gehalten und gekickt und war dann am Ende auch noch gut. Erwähnenswert deshalb, weil der nunmehr 3. Kicker der Berliner zum ersten Mal in dieser Saison traf... Nach einer weiteren Interception, kurz vor der Endzone durch einen Safety der Berliner und anschließendem Abknien der THB-Offense, ging es also mit 7:7 in die Halbzeit.

  • Nach der Pause lief das Spiel so weiter wie es aufgehört hatte. Allerdings bekam die Lions Defense die Lauf-Offense der Thunderbirds nun besser unter Kontrolle, da der Rookie-Back-up-HB noch zu nervös agierte, seine Blocker nicht ausnutzte und schnell getackled wurde. Damit brach die Kontrolle der Spieluhr seitens der Gäste kurzzeitig zusammen und die Lions arbeiteten sich auf der Siegerstraße langsam vor...Glück hier einmal für die Lions Offense, dass ein Safety der THB einen Ball fallen ließ und schon an den Def-TD dachte, als er einen Out des WR deckte. Hier hielt wieder die nicht immer stabile, aber nie brechende Defense der Gäste das Team im Spiel. Mit guten Nerven wurde an der eigenen 12 YL ein Ball kurz vor der Endzone abgefangen (Interception #3) und wieder konnten die Leipziger nur Raumgewinn addieren, aber eben keine Punkte. Überraschend für alle kam dann ein absoluter Brechstangen-Call von der THB-Sideline und bei einem 3 und 7 an der eigenen 15 wurde, statt einer guten Ausgansposition für ein Punt vor der eigenen Endzone zu erarbeiten, auf ein Passplay gesetzt... und mit Erfolg. Der DB entschied sich, die Innenseite wegzunehmen, das war so erwartet worden, daher war der Call eine Fade-Route gewesen. TD Thunderbirds und auch hier wieder guter EP also 7:14 für die Gäste. Die Lions wirkten allerdings nicht geschockt, wenn jemand damit umgehen kann in einen Rückstand zu kommen, dann sicherlich der Tabellenletzte der Regionalliga Ost. Zwischenstand beim letzten Seitenwechsel also 7:14 ...

  • Der letzte Spielabschnitt steigerte die Spannung nun wirklich von Play zu Play... ein klares Holding (eher eine WWF-Einlage des linken OT der Lions) wurde sofort durch den Umpire geflaggt und führte hier noch zur Aberkennung des Anschluss-TD. Im nächsten Play landete ein viel zu langer Ball in der EZ der Thunderbirds in den Armen eines CB (Interception # 4). Hier gab die Lions Defense nur 1 first down ab und die T-Bird punteten... Guter Punt, schlechte Coverage und Punt-Return-TD durch die Lions mit riesigem Jubel, zurecht. Die Lions liefen zum EP auf mit knapp 10 Minuten auf der Uhr... Bad Snap seitens der Lions, der Holder versuchte zu retten, was zu retten war, pitchte den Ball zum Kicker, der den Ball auf den völlig frei stehenden TE kurz vor die Endzone warf... aber leider (also aus Sicht der Lions) einfach zu kurz. Sollte die Situation, einen Ball nicht über 10 Meter zu einem freien Mitspieler werfen zu können, dieses Spiel entscheiden? Was jetzt folgte war der längste Drive der Thunderbirds, der über fast 8,5 Minuten ging und in dem der Back-up-Rookie-RB seine Nervosität ablegte und yard um yard machte. Dadurch wurden Räume für die WR frei, weil Leipzig natürlich die Box vollstellte, um endlich die Läufe unter Kontrolle zu bekommen. Die OL der Thunderbirds legte ebenfalls eine starke Schlussphase hin und so kamen die Thunderbirds bis an die Endzone der Lions ran. Man hätte mit einem FG rechnen können, aber der HC der T-Birds wollte keinen weiteren Return im Spiel haben und... auch eine Führung von einem Punkt ist eine Führung, also lag der Ball vor der eigenen Endzone, als die Lions zum letzten Drive mit 1:50 auf der Uhr ansetzten... Die Thunderbirds Defense spielte sehr souverän die 2-Min-Offense der Lions runter. Jeder WR, der fing, wurde gleich und meistens in Bounds getackled, so dass bei einem 4 & 9 nur noch ein 53 y FG für die Lions blieb. Die Thunderbirds machten keinen Druck, um keine Strafe zu riskieren und ließen den Kicker in Ruhe kicken... zu weit links und zu kurz war das die letzte Möglichkeit für die Lions. Die Thunderbirds knieten ab. Endstand 13:14.

Was sagt der HC zu diesem Spiel seiner Mannschaft:

Die Offense hat am Ende mit 5 Rookies im letzten Drive über 8 Minuten von der Uhr geholt, wir konnten beide Halbzeiten abknien, unser Rookie QB hat über 60% complete Passes mit über 200 yards, 2 TD bei einer Interception. Keine andere Mannschaft hat es geschafft, über 8 Qtr die Offense der Lions auf nur einen TD runter zu halten und heute wieder mal 4 Interceptions gefangen...good job.

Was sagt der HC zur Situation der Berlin Adler:

Adler gewinnen, Lübeck verliert, nächste Woche Adler in Lübeck, hammerhart. Aber wie ich schon sagte, die Adler können die Klasse immer noch halten. #AdlerWundervonBerlin mal wieder und das ist auch gut so. Würde mir einfach leid tun, den Verein drittklassig zu sehen.

Zum Sieg der Berlin Bears gegen die Rebels-2:

Unerwartet, da die Bears ja nach dem verlorenen Meisterschaftskampf gegen unseren letzten Gegner, die Spandau Bulldogs, wirklich aufgegeben haben und nur noch anzutreten scheinen, also eine gute Chance gewesen, nach Pluspunkten mit uns gleichzuziehen für die Rebels. Aber da Spandau ja fast schon sicher in der GFL-2 ist, ist das eigentlich auch nicht mehr wichtig, wir werden wohl auch im nächsten Jahr wieder gegen die Rebels-2 spielen.

Zum nächsten Gegner, den Spandau Bulldogs:

Spandau ist hier in Berlin das Team der Stunde. Keine so starken Gegner wie die Berlin Bears sie im letzten Jahr mit den Paladins und Pirates hatten, ist es möglich, beide Relegationsspiele zu gewinnen. Dann noch die Chance mit den Berlin Adlern, die Plätze in der Liga zu tauschen und noch mehr Adler-Spieler rekrutieren zu können. Aber das ist auch nicht unverdient, was Coach Cynet und sein Staff da leisten, ist einfach gut, kann man neidlos anerkennen. Gut auch für den Berliner Football, auch weiterhin in der GFL-2 sicher vertreten zu sein. Ich freue mich auf ein letztes Spiel in Spandau, sicher vor großer Kulisse und mit leckeren Burgern zur Halbzeit. Wir lassen jetzt locker die Saison ausklingen, da keiner mehr absteigen kann, zumal ich auch die Adler noch nicht 100 % in der Regio sehe.

Die THB-Jungs haben erst mal jetzt Dienstag und Freitag trainingsfrei bekommen.

Christian Martens - 18.08.2018 (Bilder und Text)

Bilder © Christian Martens