"... zwei gleichwertige Teams ..."

„….zwei gleichwertige Teams...“

mit diesen Worten verabschiedete der Stadionsprecher beide Mannschaften in die Halbzeit und diese Aussage steht durchaus für das ganze Spiel. Sahen am Ende die Punkte einen klaren Vorteil für die Gäste, so entspricht dies nicht dem Spielverlauf. Bei optimalen klimatischen Bedingungen konnten beide Teams den perfekten Rasenplatz pünktlich betreten, was auf Berliner Seite den beiden Busfahrern der Firma BVB zu verdanken war, die auf eigentlich nur für Mountain Bikes zugelassenen Wegen die Thunderbirds pünktlich zum Spiel brachten. Entsprechend gut war die Stimmung beim Kader der Thunderbirds, welche in ihr letztes Saisonspiel gingen und denen die Vorfreude auf die Pause nach diesem Spiel anzumerken war. Die Indigos hatten alles aufgeboten, was laufen konnte, gefühlt war ganz Erfurt anwesend, um sein blaues Team zu unterstützen sprich ca. 400 Zuschauer, von Hüpfburgbenutzern bis Gleitsichtbrillenträgern waren alle gekommen. Getränkewagen, Grillen und Stadionsprecher rundeten die Sache ab.

An dieser Stelle sei auch die Schiedsrichtercrew erwähnt, da im Spielbericht selber keine Möglichkeit dazu sein wird. Die Farben des Spiels waren Blau und Weiß, und Gelb gab es nur bei 10 Flaggen für um die 100 yards, wohlgemerkt für beide Teams zusammen und auch erst ab dem 2. Spielviertel, im ersten gab es kein Foul, welches einer Flagge würdig gewesen wäre. Beide Teams machten es der 7-er Crew sicherlich auch sehr leicht. Nun sollte an dieser Stelle nicht der Eindruck entstehen, dass hier ein Freundschaftsspiel der Flag-Football-Abteilungen stattfand. Insgesamt 17x musste das Spiel unterbrochen werden, um Spieler aus der waagerechten wieder in die Senkrechte zu bekommen, was einige Male auch minutenlang dauerte, bis Mond und Sonne wieder eindeutig identifiziert wurden vom Befragten.

Damit zum Spiel selber, welches durchaus als hart, aber fair zu bezeichnen ist, also eben Football. Die Berliner und Erfurter Offenses hatten ihre Hausaufgaben gemacht und blockten aus allen Richtungen legal die Verteidiger über den Rasen. Erfolgreicher machten dies am Anfang die Erfurter und konnten so via Field Goal im ersten Quarter in Führung gehen. Im zweiten Quarter, nach gut vorgetragenen und abwechslungsreichen Spielzügen und langen Drives, konnten die Indigos mit 10:0 in Führung gehen. Jetzt sorgten die Berliner zum Ende des zweiten Quarters für etwas Balance. Die Berliner Passempfänger griffen ebenso gut zu wie ihre Erfurter Kollegen und brachten die Erfurter Defense dazu, ebenfalls 10 Punkte abzugeben. Kurz vor der Halbzeit hatten dann aber beide Defenses wieder die Oberhand gewonnen und so ging man mit einem 10:10 in die Pause.

Motiviert durch die Leistungen auf dem Rasen und angetrieben durch den Stadionsprecher brachte sich bereits früh das Publikum mit ein und unterstütze spürbar die Heimmannschaft. Für die Berliner war eines jetzt klar, wollte man gewinnen, um die 500er Saison zu vermeiden, würde man mehr Risiko gehen müssen. So blieben dann die Spieler weiter gleichwertig, aber die Berliner brachten das Spiel jetzt langsam auf ihre Seite. Die umgestellte Defense der Thunderbirds fing an, die Offense der Erfurter immer früher zum Punt zu zwingen und so wurde auch auf Erfurter Seite klar, dass kein Sieg ohne das Risiko der Niederlage zu erreichen sein würde. Das Field Goal zur erstmaligen Führung der Gäste aus knapp 53 Metern als einzige Punkte im dritten Spielabschnitt läutete die spannende Endphase ein. Spielstand 10:13

Taktisch und besonders im Zeit-Management aus Berliner Sicht gingen jetzt die entscheidenden Szenen in Richtung der Thunderbirds. Zugegeben nicht alle, so konnten die Erfurter mehrmals im 4. Versuch als Sieger im Kampf über die Yards hervorgehen, konnten ein Fumble bei einem Return forcen und für sich erobern, aber keine Punkte mehr erzielen. Gerade als die Erfurter Defense ebenfalls wieder die Offense der THB unter Kontrolle bekam und somit die Erfurter Offense in günstiger Feldposition, sprich der Spielfeldmitte, einen Punt-Fake riskierte, begann mit dieser Aktion, sich das Blatt gegen die Erfurter zu wenden. Der Punt-Fake war taktisch richtig und sauber vorgetragen, aber war auch ebenso erwartet worden und so befanden sich 2 Spieler der T-Birds in Position, dieses zu vereiteln, und sie schafften es. Nun war es an der stark kämpfenden Indigo-Defense, den Boden zu behaupten.

Jetzt setzten die Spieler der Thunderbirds taktisch extrem hart nach und spielten beim anschließenden Kick-off einen kurzen Kick exakt in eine Lücke des Erfurter Return Teams. Zwei  überraschte Erfurter bekamen den Ball nicht unter Kontrolle und so gelangten die Berliner sofort wieder in Ballbesitz. Nach erfolgtem Snap tat sich in den Erfurter Reihen unerwartet eine große Lücke auf, dies nutze der QB für einen Quarterbackrun durch die Mitte, der dank gutem Vorblocken einen Touchdown bedeutete mit dem anschließenden PAT also 7 Zähler dazu.

Beim anschließenden Kick kam der Ball aus Indigos Sicht bis an die eigene 30 Meter Linie, konnte dort aber von den Berlinern wieder gesichert werden. Die sichtlich geschockte Defense konnte den folgenden TD-Lauf des, mit keiner lebenden Kreatur aus dem Tierreich vergleichbaren Laufstil agierenden, Berliner QB in die Endzone zum 10:26 nicht mehr verhindern. Inkl. PAT dann natürlich 10:27.

Aber die Erfurter versuchten gegen zu halten. Es sah auch gut aus und man konnte zum Ende des letzten Spielabschnittes die Thunderbirds nach 2 & 17 auf 3 & 6 halten und dann kam das für alle Anwesenden völlig Unerwartete. Ein Punt im dritten Versuch. Dachten die meisten Zuschauer doch zuerst, dass die Coaches der Thunderbirds sich verzählt hätten, wurde schnell klar, dass dies nicht der Fall war. Die Erfurter, die mit ihren Returns immer wieder gute Yards gemacht hatten, merkten schnell, aber nicht mehr schnell genug was passiert war, als die Coverage Spieler der T-Birds den Ball an der Erfurter 5 Meter-Linie den Schiedsrichtern übergaben. Ein Reverseplay, um das Blatt der Erfurter Offense doch noch zu wenden wurde auf der 2 Meter Linie gestoppt, der Snap ging beim nächsten Play über den QB für einen Safety gegen die Erfurter ins Aus. Spielstand 10:29.

Erfurt kämpfte noch weiter, aber die Berliner Defense behielt komplett die Oberhand und so konnte die Offense der Thunderbirds, mit dem verdienten Respekt am Ende mit der Victory-Formation das Spiel beenden.

Alle drei beteiligten Teams an diesem Spiel haben heute echte Werbung für diesen Sport gemacht.

Das beliebte und übliche Interview mit dem HC der T-Birds muss leider entfallen, nach Dusche, Zigarre und möglicher Weise auch einem Bier war dieser nicht mehr zu interviewen. Daher nur ein Zitat aus dem Abschlußhuddle: „… im direkten Vergleich sind wir das BESTE Team in der Oberliga Ost ...“.-

Dem ist hinzuzufügen, dass durch die 6 Minuspunkte wahrscheinlich ein 3. Platz am Saisonende für die Thunderbirds stehen wird, diese Aussage also eher moralischen Wert hat.